Mahnwache bei Mann+Hummel gegen Werkschließung

MANN+HUMMEL, Mahnwache gegen Werkschließung

Seit dem 08.02.2021 stehen Beschäftigte von Mann+Hummel jeden Werktag als Mahnwache an der Schwieberdingerstraße.

Im Juli 2020 gab die MANN+HUMMEL Gruppe bekannt, dass das Werk Ludwigsburg keine neuen Produktionsaufträge annehmen und das Werk schließen wird. Um eine Lösung für die rund 400 betroffenen Beschäftigten wird aktuell in Verhandlungen gerungen.

Am 03.02.2021 übergab das Verhandlungsteam des Betriebsrates eine Petition der Belegschaft; nachfolgend der Originaltext.

Wir fordern:

Respektable und respektvolle Lösungen für alle Beschäftigten im Zuge der Werkschließung am Standort Ludwigsburg

Rücknahme der geplanten „Zwangsversetzungen“!!

Wir - Mitarbeiter aus dem MANN+HUMMEL Standort Ludwigsburg - fordern die Geschäftsführung auf, von ihrem Plan abzurücken, allen betroffenen Beschäftigten einen Ersatzarbeitsplatz an anderen MHDE Standorten anzubieten und im Falle einer Nichtannahme des angebotenen Arbeitsplatzes eine Änderungskündigung auszusprechen.

Wir wissen um den Fakt, dass es dem Arbeitgeber nicht um ein ernstgemeintes Angebot für eine Weiterbeschäftigung geht, sondern vorrangig darum, um eine Abfindung an einem überwiegenden Teil der Mitarbeiter einzusparen.

Im Juli 2020 haben Sie uns, den Mitarbeitern, die jahrelang für den Erfolg von MANN+HUMMEL gearbeitet haben, einen fairen und respektvollen Umgang versprochen. Sie bekräftigten, wie leid es Ihnen tut und wie betroffen Sie sind, uns die Entscheidung der Werkschließung mitteilen zu müssen.

Im aktuellen Stand der Verhandlungen sehen wir weder Fairness, noch Respekt.  Ihre Verhandlungsbeauftragten lösen bei uns Wut, Frust und maßlose Enttäuschung aus. Wenn es nach Ihnen geht, stehen spätestens zum Ende des Jahres 2022 langjährige Mitarbeiter auf der Straße. Ohne Job, ohne Abfindung, die meisten kurz vor ihrer Rente.

Wir fordern von der Geschäftsführung und vor allem von Ihnen, Herr Höhn als Arbeitsdirektor der MHDE, eine echte Wahlmöglichkeit für die Betroffenen und faire, respektvolle und sozialverträgliche Sozialplanlösungen.

Die Mitarbeiter des Standort Ludwigsburg hatten ihren Betriebsrat beauftragt, am gestrigen Verhandlungstag Herrn Hanno Höhn, dem Arbeitsdirektor, eine Petition zu übergeben. Mit der Petition wird eine respektable und respektvolle Lösung für alle von der Werkschließung Betroffenen und die Rücknahme der geplanten „Zwangsversetzungen“ gefordert.

Herr Hanno Höhn nahm sich die Zeit und besuchte die Verhandlungsrunde. Der Betriebsratsvorsitzende Ralph Kraut übergab dem Arbeitsdirektor im Namen aller Beschäftigten die Petition, mit der Bitte, auf die zentralen Forderungen der Mitarbeiter einzugehen. Herr Höhn sicherte zu: „Ich werde mir die Petition durchlesen und Sie können versichert sein, dass mir das Thema nahe geht.“ Weiterhin möchte Herr Höhn die Forderungen im Sinne der Betroffenen bewerten und mit seinen Kollegen aus der Geschäftsführung besprechen. „Wir werden uns zu Ihrer Petition äußern.“, so Herr Höhn abschließend.

Matthias Fuchs, Geschäftsführer der IG Metall Ludwigsburg sagt zum bisherigen Verhandlungsverlauf: „Der aktuelle Stand der Dinge ist ein Skandal: Das Angebot sogenannter Ersatzarbeitsplätze, die in Speyer, Sonneberg oder Marklkofen angesiedelt sind, betrachte ich als Zwangsversetzungen. Von dem im Juli 2020 durch den Arbeitgeber angekündigten fairen und respektvollen Umgang mit den Betroffenen sehe ich nichts.“

Bezugnehmend auf die Abfindungsprogramme im Jahr 2019 fordern die betrieblichen Interessenvertreter, die IG Metall und die Belegschaft vom Arbeitgeber ein Bekenntnis zu sozialverträglichen Lösungen, u.a. die zeitliche Verschiebung der Werkschließung, um Beschäftigte näher an den Übergang in die Rente zu führen und Sozialplanelemente, die der Erwerbslebensleistung der betroffenen Beschäftigten Respekt zollen. Zur Stunde liegen auf dem Verhandlungstisch Sozialplanelemente, die nicht mal ansatzweise dem bisherigen Verhandlungsstil von MANN+HUMMEL entsprechen. Susanne Thomas, die seitens der IG Metall die Verhandlungen begleitet, sagt dazu: „Verhandlungen bei MANN+HUMMEL waren in der Vergangenheit ein hartes Ringen um Lösungen; neben dem Juristischen haben gesunder Menschenverstand und der Blick auf die Betroffenen eine Rolle gespielt. Der jetzt eingeschlagene Weg ist ein Jonglieren mit juristischen Minimallösungen, die weder den Betroffenen, noch dem Unternehmen gerecht werden.“.

 

Kommentare

Niels Clasen (nicht überprüft) vor 3 Jahre 1 Monat

Gerade komme ich von den IG-Metall-Aktionen heute (11-02-2021) 11:00 Uhr bei Daimler Unterürkheim und dann um 12:30 Uhr bei Coperion (Ex-Werner und Pfleiderer) und KBA Metal-Print in Feuerbach, wo auch noch Kolleg/innen von Mahle (hunderte Jobs auf der Schleuder!!) und Bosch ( genau dasselbe!) zur wirklich kämpferischen Kundgebung erschienen - zusammen an die 600 Koll.! Jetzt lese ich das von Euch. Meine volle Solidarität! Ich arbeite im Metallertreff des Zukunftsforums Gewerkschaften. Wir versuchen, soviel Solidarität und kämpferischen Widerstand wie möglich zu organisieren.
Wann endlich ruft unsere IG Metall die Kolleginnen und Kollegen der ganzen Region auf die Straße zum Massenprotest. Da müssten 10 000de kommen. Der Stuttgarter Schlossplatz müsste voll werden: Für unsrerJobs, für Arbeitszeitverkürzung für alle bei Lohn und Personalausgleich! Setzt Euch mit ein für eine gemeinsamen Widerstand aller Metallerinnen und Metaller! Glück auf, lasst weiter von Euch hören und gebt nie auf!
Niels (Rentner, früher Betriebsrat und stv. BRV bei ROTO Frank in Leinfelden)

Gast (nicht überprüft) vor 3 Jahre 1 Monat

Wann..?

Niels Clasen (nicht überprüft) vor 3 Jahre 1 Monat

Du fragst "Wann..?" Was meinst Du? Ich war von 1989 - 2016 bei ROTO und die letzte Periode stv. BRV. Ich war fast die ganze Zeit bei Roto im BR, war OF Metall Vrtraunesmann und auch immer wieder in der VKL... Meintest Du das?
Solidarsche Grüße Niels

Armin (nicht überprüft) vor 3 Jahre 1 Monat

Werktags täglich von 8.00 bis 17.00 Uhr bis Donnerstag 18. 2. 2021in Ludwigsburg Schwieberdinger Straße.Solidaritätsbesuche erwünscht.

Christa Hourani vor 3 Jahre 1 Monat

Solidarität mit den Kolleginnen und Kollegen bei Mann & Hummel in Ludwigsburg

Wir, das Zukunftsforum Stuttgarter Gewerkschaften und der Metallertreff, verurteilen die Werksschließung von Mann & Hummel in Ludwigsburg, sowie das Vorgehen der Geschäftsleitung, Zwangsversetzungen in weit entfernte andere Standorte vorzunehmen und betriebsbedingten Kündigungen vorzubereiten.
Wir unterstützen euren Protest – eure Menschenkette und Mahnwache und sagen: Weiter so! Verstärkt den Druck. Freiwillig wird Mann & Hummel euren Forderungen nach respektablen und respektvollen Lösungen für alle Beschäftigten und Rücknahme der geplanten „Zwangsversetzungen“ nicht nachkommen.
In vielen Betrieben gibt es zur Zeit ähnliche Angriffe. Das Kapital nutzt die Gunst der Stunde, die Ängste und Verunsicherung der KollegInnen, um ihre Pläne durchzupeitschen, um ihren Profit zu retten. Was Schließungs- und Jobabbaupläne für die KollegInnen bedeutet, interessiert sie nicht.
Es braucht in der gesamten Region Stuttgart gemeinsame Aktionen aller von Schließung und Job-Vernichtung betroffener Betriebe. Gemeinsam müssen Werksschließungen und Produktionsverlagerungen verhindert werden. In der IG Metall-Satzung steht in §2.4 die Zielsetzung: „Überführung von Schlüsselindustrien und anderen markt- und wirtschaftsbeherrschenden Unternehmen in Gemeineigentum“. Dies wäre eine Zielsetzung, die auch langfristige Perspektiven für die Beschäftigten bieten würde. Wenn Mann & Hummel den Betrieb nicht mehr weiterführen will, ist die Überführung in öffentliches Eigentum unter demokratischer Kontrolle und Verwaltung der Beschäftigten eine gute Sache. So könnten z. B. Luftfilteranlagen oder neue klimaunschädliche Verkehrssysteme entwickelt und produziert werden und der Standort, der seit fast 70 Jahren zu Ludwigsburg dazu gehört, erhalten bleiben.
Wir wünschen eurem Kampf viel Erfolg. Lasst euch nicht spalten, lasst euch nicht verunsichern. Haltet zusammen und zeigt eure gemeinsame Stärke.

Günther Klein (nicht überprüft) vor 3 Jahre 1 Monat

Liebe Kolleginnen und Kollegen
 
die DKP-Stuttgart verurteilt die Pläne der Geschäftsleitung von Mann & Hummel, das Ludwigsburger Werk zu schließen. Rund 400 Arbeitsplätze, und deutlich mehr Einzelschicksale werden auf dem Altar des noch höheren Profits geopfert. Kolleginnen und Kollegen, die z.T. seit Jahrzehnten maßgeblich zum großen Erfolg des Unternehmens beigetragen haben, einfach eiskalt abzuspeisen, ist unsäglich. Das Angebot einer Weiterbeschäftigung in Speyer, Sonneberg etc. ist purer Zynismus. Das sind keine realen Angebote, sondern der Versuch der Kapitalseite, sich auch noch die Abfindung zu sparen. Wenn die Beschäftigten dem Kapital zu teuer sind, wäre es vielleicht an der Zeit, darüber nachzudenken, ob nicht umgekehrt ein Schuh daraus wird, nämlich, daß wir uns das Kapital nicht mehr leisten können. Das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland schreibt im Artikel 14 Abs. 2 vor: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“
Wir erklären uns mit Eurem Kampf um den Erhalt eurer Arbeitsplätze solidarisch und wünschen euch viel Kraft und Erfolg. Gemeinsam sind wir stark.

Die Genossinnen und Genossen der DKP Stuttgart

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